Ottos PS-Fibel

Wer hat mehr PS? Tja, genau weiß es eigentlich fast keiner …

Das vielzitierte, amerikanische PS-Rennen begann bereits um 1950 herum, ein Cadillac durfte sich damals mit 160 bhp als das stärkste serienmäßige US-Car rühmen. Schon 1953 wurden hier 210 bhp angegeben, und Chrysler setzte sich 1955 mit dem Chrysler „300“ und eben 300 bhp an die Spitze. Zu Zeiten der Muscle Cars in den Sixties lesen wir sogar von 400 bhp und mehr! Wir verinnerlichen diese Zahlen als „echte“ PS-Angaben – das aber stimmt so nicht!

Wir sprechen bei den Leistungsangaben von US-Cars grundsätzlich von bhp = brake horse powers, so, wie es die Amerikaner grundsätzlich angegeben haben. Dazu aber muß man wissen, dass diese Werte nicht unseren DIN-PS entsprechen.

Man unterscheidet generell zwischen der Netto- und der Brutto-Leistung eines Motors. Die Amerikaner ermittelten bis ca. 1971 die Leistung nach der damaligen SAE-Norm (Society of Automotive Engineers), was bedeutet, dass diese an einem nackten Motor ohne alle Neben-Aggregate gemessen wurden. Man spricht daher von Brutto-Leistung.

In Europa (England ausgenommen) wurde schon immer in DIN-PS gemessen (Deutsche Industrie Norm), also an einem einbaufertigen Motor mit allen Nebenaggregaten. Man spricht daher von Netto-Leistung.

Da bekanntlich der Leistungsbedarf der einzelnen Nebenaggregate unterschiedlich ist, gibt es leider bei allen Angaben zwischen DIN-PS und SAE-PS keinen Umrechnungsfaktor. Der SAE-PS Wert liegt normalerweise zwischen 15 und 20 % über dem DIN-PS Wert.

Die in den USA gebräuchliche Leistungseinheit bhp und die in Europa übliche Leistungseinheit PS stimmen aber obendrein nicht genau überein, weshalb die Angabe in SAE-PS stets etwas höher liegt als in SAE bhp. Hier gilt: 1 SAE bhp = 1,0139 SAE-PS oder: 1 SAE-PS =0,9863 SAE bhp. Als Beispiel: 300 SAE bhp = 304 SAE-PS. Das bedeutet also, dass bis 1971 eine Leistungsangabe von 300 bhp  geschätzt etwa 245 DIN-PS entsprechen. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Angelsachsen den Wert einer Pferdestärke oder Horse Power (PS oder hp) etwas anders festgelegt hatten als die Europäer.

Seit 1972 wurde schließlich auch in den USA die Netto-Leistung des Motors gemessen. Man nannte das seither „net brake horse powers“. Es wurde nun also nach einer der DIN-Norm ähnlichen neuen SAE-Norm gemessen,  wurde aber wiederum als SAE bhp bezeichnet.

Leider aber sind die Messverfahren in den USA und Europa nach wie vor nicht identisch, so dass es auch hier zwischen net bhp und DIN PS  keinen konkreten Umrechnungsfaktor gibt. Man kann aber davon ausgehen, dass amerikanische PS-Angaben ab 1972 unseren deutschen DIN-PS zumindest näherkommen als vor 1972.

Fazit: Leistungsangaben der US-Cars können mit Hilfe dieser Informationen lediglich geschätzt werden.

Im Zuge des Customizings finden wir seit Jahrzehnten auch eine Menge Zubehörteile wie andere Vergaser, Headers (also modifizierte Ansaugrohre), Blower und schließlich  NOS-Anlagen, die auf Knopfdruck gut und gerne nochmal 100 bhp und mehr liefern. Händlerangaben verführen dazu, viele zusätzliche PS einfach zu addieren. Das aber geht meistens schief. Wer hier eine exakte Leistung bestimmen will, muss zwangsläufig auf den Prüfstand! Aber vergessen wir nicht: Blanke PS-Angaben sagen immer noch nichts über Fahrleistungen aus. Fahrzeug-Gewicht, Achsuntersetzungen und Reifen bestimmen Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit. Aber das wissen US-Car-Fans natürlich schon lange.

Foto: Sterlingperformance

1 Kommentar

  1. Hab bei der Wheels Show in Hannover am 25.05. Ottos Moderation zu den präsentierten US-Cars gesehen. Der Mann hat echt Ahnung und kann das super Rübe bringen. Weiter so!

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